Als Sarahs braune Augen sich wieder öffneten, war die Realität verschwunden. Sie befand sich in einer Welt, die so lebendig und farbenfroh war, dass es ihr den Atem raubte. Ihre Gestalt hatte sich verändert, sie war nun eine winzige Fee, kaum fünf Zentimeter groß, mit einem zarten rosa Kleid und Flügeln, die im Sonnenlicht funkelten. Buchfee Sarah war bereit, ihre Mission zu beginnen.

Sie blickte sich um und sah eine Landschaft, die aus den Seiten eines Fantasy Buchs entsprungen schien. Riesige, smaragdgrüne Bäume ragten in den azurblauen Himmel, sanfte Hügel und üppige Blumenfelder erstreckten sich bis zum Horizont. Die Sonne schien warm und hell, und das fröhliche Zwitschern der Vögel erfüllte die Luft.

Mit einem leichten Flügelschlag erhob sie sich und folgte dem gewundenen Pfad, der sich durch die Landschaft schlängelte. Nach einer Weile entdeckte sie ein junges Mädchen, das auf einem moosbewachsenen Stein saß und traurig in die Ferne blickte. Sarah schwebte auf sie zu und fragte mit sanfter Stimme: "Liebes Kind, was bedrückt dich?"

 

 

Buchfee Sarah

Lisa Lassen

Sarah kehrte zurück in ihr Reich, müde von einem Tag in der Welt der Menschen. Doch die Müdigkeit wich schnell der Vorfreude auf ihre wahre Arbeit. Im Spiegel sah sie die Spuren des Alltags, doch in ihren Augen funkelte bereits die Magie, die sie so liebte. Sie zog ihren rosa Pyjama an, eine Verwandlung, die sie von der Sterblichen zur Buchfee machte.

Ihr Lesezimmer war ein Ort der Macht, ein Refugium zwischen den Welten. Das Bücherregal, ein Tor zu unzähligen Geschichten, reichte bis zur Decke und flüsterte von Abenteuern und Gefahren. Der Schreibtisch, ein Kontrollzentrum, trug ihr Notebook, mit dem sie ihre Reisen überwachte. Die Vorhänge, dunkle Schleier, hielten die Realität fern, aber auch die Gefahren, die in den Geschichten lauerten. Die weiße Couch, ihr Beobachtungsposten, lud sie ein, in die Seiten der Bücher einzutauchen.

Sarah wusste, dass ihre Arbeit gefährlich war. Die Regeln waren streng, und die Konsequenzen für Regelbrüche waren hart. Doch die Versuchung, in die Geschichten einzugreifen, war groß. Mit zitternden Händen öffnete sie ein Buch, ein Portal in eine andere Welt. Ein grelles Licht umfing sie, und sie wurde hineingezogen, bereit, ihre Pflicht zu erfüllen, aber auch bereit, die Grenzen zu testen.

 

 

Das Mädchen hob ihren Blick und ihre Augen waren von Tränen gerötet. "Ich weiß nicht, wo ich bin", schluchzte sie. "Ich bin in meinem Bett eingeschlafen und hier aufgewacht. Ich will nach Hause!"

Sarah strich dem Mädchen tröstend über das Haar. "Keine Sorge", sagte sie. "Ich werde dich zum nächsten Dorf begleiten. Dort werden wir sicher jemanden finden, der dir helfen kann."

 

 

 

„Einverstanden“, sagte Feya und wischte sich die letzten Tränen aus den Augen. „Aber versprich mir, dass du bei mir bleibst.“

„Natürlich“, antwortete Sarah und lächelte beruhigend. „Ich bin eine Buchfee, ich lasse niemanden allein.“

So machten sie sich gemeinsam auf den Weg, den gewundenen Pfad entlang, der zum Dorf führte. Während sie liefen, erzählte Feya von ihrem Leben in Mannheim, von ihrer Familie und ihren Freunden. Sarah hörte aufmerksam zu und versuchte, sie mit lustigen Geschichten und kleinen Zaubertricks aufzuheitern. Es dauerte nicht lange, bis Feya wieder lachen konnte, und die beiden freundeten sich an.

 

 

Als sie das Dorf erreichten, sahen sie eine hohe, steinerne Mauer, die es umgab. Vor dem einzigen Tor standen zwei Wachen in glänzenden Rüstungen. Sie musterten Feya und Sarah misstrauisch, doch Sarah beruhigte sie mit einem freundlichen Lächeln und erklärte, dass Feya ihre Begleiterin sei. Da Feya harmlos aussah, durften sie passieren.

Innerhalb der Mauern erstreckte sich ein kleines, aber lebhaftes Dorf. In der Mitte des Dorfplatzes sprudelte ein funkelnder Brunnen, umgeben von kleinen, bunten Häusern, die spiralförmig angeordnet waren. Das Rathaus war leicht zu finden, ein stattliches Gebäude mit einem Schild, das in einer fremden, aber verständlichen Schrift beschriftet war.

„Hier sind wir“, sagte Sarah. „Lass uns sehen, ob der Dorfvorsteher uns helfen kann.“

Sie betraten das Rathaus und wurden von einem freundlichen Diener empfangen, der sie zum Büro des Dorfvorstehers führte. Der Dorfvorsteher war ein alter, weiser Mann mit einem langen, weißen Bart. Er hörte sich ihre Geschichte aufmerksam an und runzelte dann die Stirn.

„Ein Mädchen, das aus einer anderen Welt kommt?“, sagte er nachdenklich. „Das ist in all meinen Jahren noch nie vorgekommen. "Aber keine Sorge, wir werden einen Weg finden, dich nach Hause zu bringen oder deine Bestimmung herauszufinden.“

Er rief einen jungen Gelehrten herbei, der sich mit alten Büchern und Portalen auskannte. „Finde heraus, ob es in den alten Schriften Hinweise auf ein Portal nach Mannheim gibt, oder andere Hinweise, die uns helfen, was das Mädchen hier zu tun hat“, befahl er.

Während der Gelehrte sich an die Arbeit machte, lud der Dorfvorsteher Feya und Sarah ein, im Dorf zu bleiben. „Ihr seid unsere Gäste“, sagte er. „Und wir werden alles tun, um euch zu helfen.“

Sarah und Feya bedankten sich und verließen das Rathaus. Sie schlenderten durch die engen Gassen des Dorfes und bewunderten die bunten Häuser und die freundlichen Bewohner. Feya war erstaunt über die sprechenden Tiere und die fliegenden Gegenstände, die sie sah. Sarah erklärte ihr, dass dies eine Welt voller Magie sei, und dass sie selbst ein Teil davon werden könnte.

„Ich glaube, du hast ein großes Potenzial, Feya“, sagte Sarah. „Wenn du möchtest, kann ich dir helfen, deine magischen Fähigkeiten zu entwickeln.“

Feya strahlte über das ganze Gesicht. „Wirklich? Das wäre toll!“, rief sie.

Sarah war sich der Risiken bewusst. Sie wusste, dass sie mit ihrem Handeln die Grenzen ihrer Rolle als Buchfee überschritt. Doch die Verzweiflung in Feyas Augen ließ sie nicht los. Sie konnte das Mädchen nicht allein lassen.

„Komm, Feya“, sagte sie entschlossen. „Wir suchen uns einen Ort, wo wir ungestört üben können.“

Sie fanden eine abgelegene Lichtung am Rande des Dorfes, fernab von neugierigen Blicken und zerbrechlichen Gegenständen. Hier, unter dem wachsamen Blick der alten Bäume, begann Sarah, Feya in die Geheimnisse der Magie einzuweihen.

Sie zeigte ihr einfache Zaubersprüche, die das Licht bändigen und kleine Gegenstände bewegen konnten. Sie lehrte sie, wie man sich mit magischen Schilden vor Gefahren schützt, und wie man die Elemente der Natur für sich nutzen kann. Doch am Anfang schien Feyas Magie sich zu verstecken. Ihre Zauber verpufften wirkungslos, und ein Schatten der Enttäuschung legte sich über ihr Gesicht.

„Ich kann das nicht“, sagte sie leise. „Ich bin nicht wie du.“

„Gib nicht auf, Feya“, ermutigte Sarah sie. „Jede Magie braucht Zeit, um zu wachsen. Konzentriere dich, lass deine Gefühle fließen, und du wirst sehen, was du alles erreichen kannst.“

Und tatsächlich, als Feya ihre Augen schloss und sich auf ihre innerste Kraft konzentrierte, erschien ein winziger Funke magischen Lichts in ihrer Handfläche. Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht, und sie begann, mit neuer Entschlossenheit zu üben.

Die Stunden vergingen wie im Flug, während Sarah und Feya gemeinsam an ihren magischen Fähigkeiten arbeiteten. Als die Sonne langsam unterging, bat Sarah Feya, auch in ihrer Freizeit weiter zu üben. „Nur so kannst du deine Magie stärken“, erklärte sie. „Übung macht den Meister, auch in der Welt der Magie.“

Am Abend kehrten sie erschöpft, aber glücklich ins Dorf zurück. Sie fanden eine gemütliche Herberge, wo sie ein warmes Mahl und ein weiches Bett erwarteten. Während sie einschliefen, hofften sie, dass der Dorfvorsteher und sein Gehilfe am nächsten Morgen Neuigkeiten über Feyas Heimweg hätten.

Die Morgensonne schien hell, als Sarah und Feya nach einem stärkenden Frühstück zum Rathaus zurückkehrten. Ihre Schritte waren voller Hoffnung, doch ihre Herzen pochten unruhig. Würden sie endlich einen Weg finden, Feya nach Hause zu bringen?

Der Dorfvorsteher und sein Gehilfe erwarteten sie bereits. Ihre Gesichter waren ernst, ihre Blicke voller Mitgefühl. „Habt Ihr Neuigkeiten für uns, Herr Dorfvorsteher?“, fragte Sarah mit leiser Stimme.

Der alte Mann nickte langsam. „Ja, meine Lieben, wir haben Neuigkeiten. Doch leider sind sie nicht einfach.“ Er machte eine kurze Pause, um seine Worte zu wählen. „Feya muss sich auf eine Reise begeben. Eine Reise, die nicht leicht sein wird. Sie muss fünfzehn Steine finden, die über die gesamte Insel verstreut sind.“

Sarah und Feya tauschten ungläubige Blicke. Fünfzehn Steine? Auf einer ganzen Insel? Das klang nach einer unmöglichen Aufgabe.

„Aber keine Sorge“, fuhr der Dorfvorsteher fort, „wir werden euch nicht unvorbereitet ziehen lassen. Wir werden euch mit Proviant ausstatten, und ein erfahrener Magier wird Feya auf ihre Reise vorbereiten.“

Ein Raunen ging durch den Raum. Feya, ein Mädchen aus einer anderen Welt, sollte sich auf eine gefährliche Suche begeben? Sarah war sich nicht sicher, ob sie das zulassen sollte. Doch Feya sah sie entschlossen an. „Ich werde es tun“, sagte sie mit fester Stimme. „Ich will nach Hause, und ich bin bereit, dafür zu kämpfen.“

Sarah nickte. „Dann werden wir das gemeinsam tun“, sagte sie. „Wir werden diese Steine finden, egal was passiert.“

So begann ihr Abenteuer. Der Magier bereitete Feya mit Zaubersprüchen und Tränken vor, die sie auf ihrer Reise beschützen sollten. Sie packten ihren Proviant, und mit einem letzten, hoffnungsvollen Blick auf das Dorf verließen sie die sicheren Mauern. Die Insel lag vor ihnen, ein Labyrinth aus Wäldern, Bergen und Flüssen, voller Gefahren und Geheimnisse.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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